HWR Berlin diskutiert neue Perspektiven für Unternehmensnachfolge und Gründungsförderung in der Hauptstadtregion
Berlin, 17. Oktober 2025.
Wie kann die Unternehmensnachfolge zur attraktiven Alternative für Gründerinnen und Gründer werden? Diese Frage stand im Zentrum der Veranstaltung „Übernahmegründung – der unterschätzte Weg zur Selbstständigkeit“, die am 16. Oktober 2025 in der Aula der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin) stattfand. Rund 150 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft folgten der Einladung des VBKI, des Wirtschaftsrats 1. FC Union e. V., der Nachfolgezentrale Berlin und des EMF-Instituts der HWR Berlin, um über Chancen und Herausforderungen der Übernahmegründung zu diskutieren.
Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. Jens Hermsdorf, Präsident der HWR Berlin, und Prof. Dr. Jörg K. Ritter (VBKI-Präsidiumsmitglied), betonte Michael Biel, Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, die wachsende Bedeutung des Themas:
„Bis 2026 müssen allein in Berlin rund 4.800 Unternehmen eine Nachfolge regeln. Jede gelungene Übernahmegründung sichert Arbeitsplätze, Innovation und mittelständische Stärke in der Hauptstadtregion.“
In ihrem Impulsvortrag machte Prof. Dr. Birgit Felden, Direktorin des EMF-Instituts der HWR Berlin, deutlich, dass die Nachfolge auch eine Gründungschance sein kann:
„Die wenigsten Gründerinnen und Gründer starten mit einer bahnbrechenden Idee. Wer ein bestehendes Unternehmen übernimmt, kann auf einem tragfähigen Fundament aufbauen und sofort innovieren – das ist unternehmerisch oft klüger als bei null zu beginnen.“
In der anschließenden Podiumsdiskussion tauschten sich Helene Andreas (Entrepreneurs’ Organization), Dr. Christian Schuchardt (Nachfolgezentrale Berlin), Daniel Heidrich (EBK Krüger GmbH & Co. KG) sowie Nicholas Stephens und Dirk Nasner (S&F Innotech GmbH) über ihre Erfahrungen aus.
Moderiert von Prof. Dr. Jörg K. Ritter ging es um Chancen, Barrieren und Strategien, um mehr junge Menschen für Nachfolgeoptionen zu gewinnen. Dabei wurde deutlich, dass die Übernahmegründung viele Facetten hat – von strategischer Innovation bis zu emotionaler Nachfolgebegleitung. In der Gründerszene dominiert noch immer das Narrativ vom radikal Neuen. Wir müssen das Mindset verändern – wer übernimmt, gründet genauso, nur mit Substanz und sofortigem Impact.
Dr. Christian Schuchardt von der Nachfolgezentrale Berlin hob die Bedeutung von Aufklärung und Sichtbarkeit hervor. Viele Gründerinnen und Gründer kennen die Option schlicht nicht – wir müssen sie dorthin bringen, wo sie entstehen: in die Gründungsökosysteme. Alle Teilnehmer waren sich einig: Eine Übernahme ist kein Selbstläufer. Es braucht Mut, aber auch Demut – man übernimmt nicht nur Maschinen und Verträge, sondern Menschen und Geschichte. Wer das versteht, kann sehr erfolgreich sein.
Das Übernahmeteam Nicholas Stephens (Abgeber) und Dirk Nasner (S&F Innotech GmbH) machten deutlich, dass die Nachfolge nicht das Ende von Innovation, sondern ihr Beginn sein kann: „Wir haben einen traditionellen Betrieb übertragen und mit neuen Technologien weiterentwickelt. Gerade weil Strukturen vorhanden waren, konnten wir schneller vorankommen. Das hat mit Startup-Dynamik nichts zu tun – aber mit echter Wertschöpfung.“
Zum Abschluss betonte Christof Alois Sagasser vom Wirtschaftsrat 1. FC Union e. V. die Bedeutung gemeinsamer Anstrengungen: „Wir müssen Nachfolge als Zukunftsaufgabe begreifen – als Chance, den Mittelstand in die nächste Generation zu führen.“
Das EMF-Institut der HWR Berlin arbeitet aktuell an einer empirischen Studie zur Übernahmegründung in der Metropolregion Berlin, die Aufschluss darüber geben soll, wie Gründerinnen und Gründer das Thema wahrnehmen und welche Rahmenbedingungen eine größere Sichtbarkeit fördern könnten.
Prof. Dr. Birgit Felden: „Übernahmegründung ist keine zweite Wahl – sie ist der Schlüssel, um unternehmerisches Denken und nachhaltige Wertschöpfung in unserer Region zu verbinden.“
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Fotos: Business Fotografie Inga Haar (Markus Stegner)


